Alles bleibt anders ll: Lohnarbeit, Elternzeit und Verneinbarkeit
Franzi und Lisa klatschen ab! Während die eine ihre Energie in die wachsende Familie steckt, konnte es die andere gar nicht abwarten, wieder mehr aus dem Nest auszufliegen.
Unser SAND-Status seit der letzten Ausgabe:
Wir haben offiziell die SANDspielplatz-Saison eröffnet. Und ihr? Mehr SAND geht nicht.

Hallo und herzlich willkommen im Fast-Frühling. So viel ist seit unserem letzten Statusupdate im Januar (kennste?) und unserem Newsletter zur Bundestagswahl (schon gelesen?) passiert. Der Frühling hat kurz „Hallo“ und dann recht schnell „Ich muss noch mal los!“ gesagt, die Bundesregierung steht und kaum ist ein Streik beendet, startet irgendwo ein neuer. An dieser Stelle: vollste Solidarität!
Bei Franzi und mir wird auch gestreikt: Der Stillstand weigert sich, seiner Verantwortung nachzukommen und so geht es bei uns sowohl im Privat- als auch im Berufsleben richtig rund. Wheee! Und während Franzi sich wenigstens auf Zeit aus dem Berufsleben verabschiedet hat (dazu erzählt sie euch natürlich selbst noch mehr), habe ich mich aus der Elternzeit in eine Festanstellung begeben. Wir klatschen uns quasi ab, hehe.
Raus aus der gar nicht mehr so komfortablen Zone
Für mich war dieser Schritt kein leichter. Ich bin seit 2017 selbstständig und habe es immer geliebt. Vor allem habe ich das Unmögliche geschafft und zeitgleich meine erste eigene Mietwohnung bezogen, mit einem Freelancer-Gehaltsnachweis UND einem HUND! Hallo? Klar, dass ich mit diesem Lebensstil also einige Meilensteine in meinem Leben verknüpfe. Ich habe für wirklich spannende und vielseitige Projekte gearbeitet, nicht nur in der Modebranche, ich habe ein Online-Magazin co-gegründet, habe frei für Onlinemagazine und Print geschrieben und Webseiten getextet. Ich konnte sehr kreativ und frei arbeiten und habe unfassbar tolle Menschen kennengelernt.
Ich habe bereits hier davon geschrieben, wie schwer es mir mit inzwischen zwei Kindern gefallen ist, meine Selbstständigkeit, Familie, Partnerschaft, dies und das unter einen Hut zu bekommen. Dieses Alles-Können-Können, weil ich es selbst entscheide, war, worauf ich keine Lust mehr hatte. Ein Korsett musste her, aus Arbeitszeiten und langfristigen Projekten, Perspektiven und Herausforderungen. Außerdem fehlte mir genauso wie Franzi ein Team und ein Ort, zu dem ich regelmäßig fahren kann und an dem die Lohnarbeit räumlich getrennt von der Care-Arbeit stattfindet. Mein Gehirn hat sich nach den zwei Geburten spürbar verändert, ich bin nicht mehr dieselbe Lisa. Mir das einzugestehen und meinen Alltag und mein Leben für diese neue Lisa umzubauen, das war ein fast 4-jähriger Prozess. Der erste Schritt ist getan und ich fühle mich wohl bei dem Gedanken an meine 32-Stunden-Stelle. Wie war das bei euch? Seid ihr einfach wieder eingestiegen in euren alten Job? Habt ihr euch neu entdeckt und etwas ganz anderes gemacht? Oder seid ihr nur leicht vom Weg abgekommen? Das würde mich sehr doll interessieren!









Von Verneinbarkeit zu Vereinbarkeit?
Ich werde euch mitnehmen auf meiner Reise der Vereinbarkeit – oder Verneinbarkeit, wie ich es gerne nenne. Meine größte Angst, nämlich, dass ich gar nicht 32 Stunden schaffe zu arbeiten, weil ich keine Zeit dafür habe, weil ich ja Kinder habe, hat sich schon mal nicht bewahrheitet. Es geht! Und: Ich habe abends sogar noch Energie und Lust auf Dinge! Ich vermute stark, dass es daran liegt, dass mein Gehirn wieder auf mehr als 40 Prozent läuft. Und auch mein Freund findet meine Abwesenheit super, da er meistens von zu Hause aus arbeitet. So fies es klingt, wir haben schon sehr arg aufeinander gesessen seit Weihnachten und das tut keiner Beziehung gut. Ich fliege nun also unter der Woche immer mal aus und genieße das sehr und bin gespannt, was 2025 und das Ende meiner letzten Elternzeit so bringen. Und hiermit übergebe ich das Mikrofon feierlich an Franzi, die gerade in so einer ganz anderen Lebensphase steckt!
Hüpft mit Franzi in die Ruhebubble
Bei mir ging es auch raus in den Frühling, aber etwas anders als gedacht. Mein letzter Arbeitstag hätte nicht schöner sein können: Mein Team hat mir so ein gutes Gefühl gegeben, in den Mutterschutz zu gehen und mich so herzlich verabschiedet, wie ich es wohl noch nie in meinem Berufsleben erlebt habe. Und ein Highlight sollte es auch noch geben: Ich durfte mein Kindheitsidol Sebastian Krumbiegel treffen, der an dem Tag Gast in einem unserer Podcasts war. Sebastian Krumbiegel? Ja genau, der Leadsänger von „Die Prinzen“. Was habe ich damals (vor 32! Jahren) mit dem Kassettenrecorder bei „Das ist alles nur geklaut, eo, eo…“ oder „Ich wär so gerne Millionär, dann ist das Konto niemals leer…“ mitgeträllert. Könnt ihr euch noch erinnern? Aber so schön der Tag angefangen hatte, desto turbulenter wurde er ab dem Nachmittag. Denn plötzlich ging es mir von Minute zu Minute schlechter und mein Blutdruck hatte, wie auch bei Pippa zu dieser Zeit, ein ganz eigenes Tempo, das viiiiiel zu schnell war. Außerdem kamen Oberbauchschmerzen und Magenkrämpfe hinzu. Also fuhren wir am Abend ins Krankenhaus und aufgrund einer beginnenden Präeklampsie sollte der Kleine via Not-Bauchgeburt geholt werden. Ich war erst am Ende der 34. Schwangerschaftswoche und unsere Sorgen waren dementsprechend groß. Zum Glück warteten die Ärzt*innen noch ab und mithilfe der richtigen Medikamente kann der Kleine glücklicherweise bis heute noch etwas Zeit in meinem Bauch verbringen. Ich blieb jedoch noch ein paar Tage im Krankenhaus und war sehr dankbar für die so, so gute medizinische Versorgung, die eine Großstadt wie Berlin mit sich bringt. Natürlich auch für tolle Schwestern, die mich an diesem so sonnigen Samstag mit Bett in die Sonnenstrahlen im Innenhof der Klinik geschoben haben. Das tat so gut.
Und jetzt? Übe ich mich in Geduld und Ruhe im Mutterschutz, da es jeden Tag losgehen kann. Wenn man mich kennt, weiß man direkt, dass das zwei Wörter sind, die man nicht mit mir assoziieren würde. Aber ich gebe mein Bestes und trete jeden Tag auf die Bremse. Und hin und wieder (ok, fast jeden Tag) muss mein Mann mich daran erinnern, mich auszuruhen und mir nicht allzu viel vorzunehmen. Dabei wollte ich ja noch das Gästezimmer streichen, Fotoalben fertig machen, unsere Werkzeugschränke sortieren, den Garten neu pflanzen, Freundinnen zum Lunch treffen, endlich mal wieder die Açai-Bowl im Prenzlauer Berg essen … Ok, ich höre auf und muss mich selbst daran erinnern, dass auch nach der Geburt noch Zeit für schöne Dinge ist. Also rein in die Bubble, die mit ganz viel Ruhe gefüllt ist.
Das Wunder des erstgeborenen Kindes
Was Ruhe (nicht zu verwechseln mit Langeweile) bei mir auslöst? Ich nehme mir Zeit für meine Gedanken und lasse sie ganz bewusst schweifen. Und so ist mir dieser Post von Dr. Eliane Retzel vor ein paar Tagen wieder in den Sinn gekommen über das Wunder des erstgeborenen Kindes.
Die Pädagogin und Psychologin schreibt dazu:
Das erstgeborene Kind hat eine besondere Rolle. Es ergreift die elterliche Hand und zeigt den Eltern was Elternschaft bedeutet. Oft sind es die Erstgeborenen, die empört aus dem schönen, neuen Kinderwagen schreien und den Eltern zeigen, was es bedeutet, einen Tragling zu haben. Es sind die Erstgeborenen, die uns die Welt wieder mit Kinderaugen sehen lassen und Erinnerungen an die eigene Kindheit aktivieren. Dies kann wertvoll, aber auch schmerzlich sein kann, abhängig von der Qualität eigener Bindungserfahrungen.
Manches Erstgeborene hält seine Eltern ziemlich auf Trab und sorgt auf diese Weise gut dafür, dass es vorerst ein Erstgeborenes bleibt und die elterliche Verfügbarkeit somit nicht allzu früh mit Geschwistern teilen muss.
Mit der Geburt eines Kindes ist man plötzlich Mutter/Vater, aber das Hineinwachsen in diese Rolle braucht Zeit, denn es ist ein emotionaler Wendepunkt. Es gibt Schlüsselerlebnisse, insbesondere mit den Erstgeborenen, in denen wir etwas über uns selbst verstehen - vorausgesetzt es wird nicht abgewehrt/verdrängt.
Aus der Erziehungsstilforschung ist bekannt, dass Erziehung immer reziprok ist, also wechselseitig. Das bedeutet, dass sich Kind und Eltern gegenseitig beeinflussen und Entwicklungsaufgaben an den jeweils anderen herantragen. Mit dem ersten Kind erlebt man vieles zum ersten Mal. Das kann manchmal dazu führen, dass sich eine spezielle Dynamik mit diesem Kind entwickelt und es als schwieriger, anspruchsvoller in seinem Verhalten eingeschätzt wird.
Es ist das erstgeborene Kind, das zu erfahrenen Eltern macht, unabhängig davon, ob weitere Kinder kommen oder nicht. Diese Perspektive auf das Erstgeborene kann hilfreich sein.
Ich muss gestehen, dass ich mir über die besondere Rolle des erstgeborenen Kindes noch nie so viele Gedanken gemacht und viele Situationen einfach so hingenommen habe. Aber die Zeilen von Dr. Retzel haben mich so sehr berührt und das bewusste Auseinandersetzen damit, meinen Blick auf Pippa und auch auf uns als Eltern verändert bzw. eher gestärkt. Und stolz gemacht. Auf unser großes Wunder. Denn das wird Pippa immer bleiben und die besondere Tatsache, dass wir bald zu viert sind, möchte ich trotz aller Ängste und Sorgen für immer festhalten. Dafür bin ich gerade sehr dankbar und verabschiede mit diesen Zeilen zurück in den Mutterschutz!









Durch den heißen Brei hindurch: 3 Fragen, 6 Antworten
Kurz fassen, bitte! Wir beantworten einander drei Fragen zu unserem bisherigen 2025 und sinnieren darüber, was kommt. Der Trick? Wir haben nur eine Minute Zeit, um zu antworten. Denn in der Kürze liegt die Würze, aber auch die Wahrheit. Um den heißen Brei reden ist hier streng verboten!
Was lässt du 2025 los?
Lisa
Franzi
Was sind deine Ziele für 2025?
Lisa
Franzi
Was hast du gar nicht kommen sehen?
Franzi (inklusive einer Liebeserklärung an Lisa)
Lisa
Gelesen, gelikt und nachgedacht …
Heute ist Welt-Down-Syndrom-Tag und diesen zum Anlass druckt der Verein Lass Mal Wir Sein e.V. von Mari und Anne jährlich aufs Neue 10.000 Exemplare ihres Magazins LASS MAL WIR SEIN. Die werden finanziert via Crowdfunding und diese Woche lag pünktlich die aktuelle Ausgabe im Briefkasten. So toll, dass es geklappt hat! Ihr könnt euch euer Exemplar hier im Webshop sichern. Vergesst nicht, euch für das nächste Crowdfunding einen Termin einzustellen! Und lasst doch mal ein Follow da!
Und wieder gibt es Podcast-News! In ihrem neuen Elternpodcast Sounds Familiar widmet sich die Berliner Hebamme Sissi Rasche allen Themen, die Eltern beschäftigen – und entwächst thematisch ihrem ersten Podcast-Baby Hebammensalon. Denn bei Sounds Familiar können alle Eltern die Ohren aufsperren, egal, wie alt die Kinder sind. Finden wir klasse und haben uns besonders über die Gästinnen Annika Brix und Thekla Wilkening gefreut. Beides quasi alte SAND-Häsinnen. Diese und viele weitere, sehr interessante und hörenswerte Folgen findet ihr ab sofort überall, wo es Podcasts gibt!
Bilder via Sounds Familiar Ein so wichtiges Video von Dr. Mertci aka Gynaekollege auf Instagram. Schwangerschaft und die Zeit nach der Geburt sind für Frauen die gefährlichste. Es ist eine Zeit der Vulnerabilität und Isolation – und diese Art von Gewalt ist noch immer nicht ausreichend erforscht. Es wird höchste Zeit und wir finden es toll, dass sich auch Männer und v.a. Männer mit Reichweite für das Thema starkmachen! Die sind nämlich sehr oft sehr still, wenn es um Femi*ide und patriarchale Gewalt geht. Komisch …
Manchmal, ja manchmal, da reichen ein paar bunte Farben und eine tolle Kampagne und wir sind überzeugt. So geschehen bei der Ölend Ona Bag in Kooperation mit Bobo Choses. Ja, wir hätten sie gerne, weil sie einfach soo unfassbar gute Laune macht nach diesem langen und kalten Winter. Die Ona Bag ist ja ohnehin die heimliche Wickeltasche der Wahl geworden. Zumindest sieht man sie inzwischen an jedem zweiten Kinderwagen hängen – wir riechen einen Trend! Die Ölend x Bobo Choses Tasche gibt es z.B. hier und sie kostet 109 Euro.
Das Thema Haut und vor allem Kinderhaut in den ersten Lebensjahren beschäftigt uns nicht nur jetzt mit den ersten intensiven Sonnenstrahlen, sondern das ganze Jahr. Was sollen wir tun, wenn es bei unseren Kindern juckt, brennt oder schuppt? Darauf haben nun die Dermatologen Dr. Tatjana Braun und Dr. Felix King, auch bekannt als die kinderhautdocs, in ihrem gerade erst erschienen Buch „1x1 der Kinderhaut“ ganz viele Antworten und Tipps für den Eltern- und Kitaalltag. Ein neues Must-Have in unseren Bücherregalen.
Und noch mehr zum Lesen. Mit ihrem Roman „Dem Mond geht es gut” gibt Schriftstellerin Paulina Czienkowski denen eine Stimme, die die Worte oft verlieren: Mütter. Sie verschwinden hinter neuem Leben, ihre Geschichten verblassen, bis sie kaum mehr sichtbar sind. Eine junge Mutter setzt sich nach der Geburt ihres Kindes mit dem Leben ihrer Mutter und Großmutter auseinander und geht ihrem eigenen neuen Sein in ganz eigenen, inneren Worten nach, beschreibt Beziehungen, Erinnerungen und Gedanken mit allen Sinnen. Ein wunderschön-bewegender Roman, in dem sich Mütter und Frauen wiederfinden und ihre Geschichten finden. Der Roman ist bei Aufbau-Verlag erschienen. Gibt es u.a. bei Dussmann.
In drei Wochen erscheint die nächste Ausgabe von SAND. Wir widmen uns dem Dauerbrenner unter Eltern: dem SCHLAF! Mit ganz viel Input von uns, von euch und Expert*innen. Schaut bis dahin gerne bei Instagram vorbei oder stöbert durch unsere alten Ausgaben. Oder beides!
Habt ihr Feedback, Fragen, Ideen? Schreibt uns auf Instagram oder per Mail an hello@allessand.de!
Danke euch soo sehr!! 💖 Alles Gute für dich Franzi für die nächste aufregende Zeit. Genieß es 🫂🥰😘
Liebe Lisa, wieder in meinen alten Job als Angestellte einzusteigen, war - obwohl mein Job geistig nicht sehr fordernd ist - wie ein kleiner Neuanfang, dabei war ich "nur zwei Jahre" in Elternzeit. Ich wusste schon vorher, dass ich den Job nicht für den Rest meines Lebens machen möchte, und möchte jetzt, mit Mitte 30 noch mal eine Ausbildung oder Umschulung starten. Leider legt einem das deutsche (Aus)bildungssystem Steine in den Weg, für viele Ausbildungsstellen braucht man mittlerweile Abitur/Fachabitur, und bereits Vorkenntnisse für den Beruf. Tja, da muss man sich über den Fachkräftemangel ja nicht wundern, wenn niemand Bock hat, jemanden auszubilden/anzulernen.