Bubbles über Bubbles
Im Moment sein, ihn bewusst wahrnehmen und damit in eine Bubble hüpfen – es gibt kaum ein Thema, das mich gerade so bewegt. Als Mama stärker als je zuvor. Also kommt mit in die Welt meiner Bubbles!
Mein SAND-Status seit der letzten Ausgabe:
Notbetreuung: 0 Tage (dafür kommt morgen wieder eine Kitaschließung ab 11.30 Uhr, yay!)
Nervenzusammenbrüche: 1 (Tinti-Farben außerhalb der Badewanne sind keine gute Idee)
Sand Zuhause: gefühlt 2,5 kg (Mitbringsel #1 von den Spielplätzen Berlins)
An einem Sonntag im April dieses Jahres stand unsere Welt für mehrere Stunden still. Um ehrlich zu sein, sogar eher Tage als Stunden. Und wir waren ganz allein in unserer eigenen Bubble. So ähnlich wie im Wochenbett, wenn die Welt um einen herum ganz klein und nichtig erscheint und nur das Hier und Jetzt zählt.
Für mich gibt es im Laufe des Lebens (es sind erst 38 Jahre, aber die hatten zum Teil ordentlich Pfeffer intus, OK, eher Chili in einer XXL-Packung) einige wenige Momente, die sich so angefühlt haben. Oft positive Augenblicke, in denen ich mir gewünscht habe, dass sie nie enden. Aber auch im negativen Sinn, wie an besagtem Sonntag, an dem ich mir nichts sehnlicher gewünscht habe, als dass die Zeit so schnell wie möglich vergehen und diese Albtraumbubble von jetzt auf gleich zerplatzen möge.
Was war geschehen?
In Berlin stand der Halbmarathon an und ich1 wollte meinen Mann Hannes am ersten richtig warmen Tag des Jahres an der Strecke anfeuern. Dass ich ihn am zweiten Cheeringpoint am Potsdamer Platz das letzte Mal für mehrere Stunden sehen sollte, hätte wohl niemand von uns gedacht. Wie auch vergangenes Jahr wartete ich am Ziel auf Hannes, doch er kam und kam nicht. Auch nicht eine, zwei oder drei Stunden nach seiner gesetzten Zielzeit, denn in der hätte er locker die restlichen drei Kilometer im Schneckentempo gehen können, nachdem ich ihn das letzte Mal gesehen hatte. Niemand konnte mir helfen – weder der Organisator (die Hotline für die Personensuche wurde ausgeschalten, als die letzte Person im Ziel war - say what?!) noch die Polizei, keine Rettungsstellen (in Berlin haben wir 51 Krankenhäuser), Feuerwehr und Taxizentrale. Hannes war spurlos verschwunden, ohne Handy nicht zu erreichen und ich gefangen in einer Bubble des Stillstandes, ganz so, als ob jemand den Pause-Knopf gedrückt hat. Ich war komplett leer und alles um mich herum wirkte wie ein Grauschleier. Ich versuchte, meine Contenance zu bewahren, um über die nächsten Steps meiner Suche nachzudenken. Gleichzeitig war alles voll greller Farbe und ich voller Angst, die Liebe meines Lebens zu verlieren. Vor allem, als mir nach etwa fünf Stunden Suche die Meldung erreichte, dass ein 39-Jähriger während des Halbmarathons an einem Herzinfarkt ums Leben gekommen sei. Es hat sich innerhalb von Minuten herausgestellt, dass die Meldung ein paar Jahre alt war, aber diese Minuten haben ausgereicht, um mir tausende schreckliche Gedanken durch den Kopf zu jagen. Natürlich ist mein Mitgefühl auch bei den Personen, für die diese Meldung damals zur Realität wurde.
Nach etwa sechseinhalb Stunden Suche habe ich dank der Hilfe der tollsten Familie und Freund*innen Hannes in einer Berliner Rettungsstelle gefunden. Da er das Bewusstsein verloren hatte und über fünf Stunden nicht wusste, wer er ist und ihm wohl bei der Rettung die Startnummer mit Notfallkontakt und Chip verloren gegangen war, wusste auch wiederum niemand, wer er war. Es ist den Umständen entsprechend alles gut ausgegangen, aber es war für mich der schlimmste Tag in meinem Leben.
Was hat der Tag verändert?
Auch jetzt kommen mir beim Schreiben noch die Tränen, weil ich so eine große Verlustangst, aber auch Glück über das Wiederfinden, noch nie in meinem Leben gespürt habe. Die Woche nach dem Vorfall hat sich ebenfalls angefühlt wie eine Bubble. Die digitale Welt erschien mir so unwichtig und da Hannes noch die ganze Woche im Krankenhaus war und die Kita gestreikt hatte, konnte ich nur mithilfe unserer Familien den Alltag und die Systemische Coachingausbildung wuppen. Auch auf diesem Weg noch einmal: DANKE!
Und Pippa? Ich stille seitdem wieder. Die gegenseitige Nähe brauchen wir sehr und lassen uns mit dem nächsten Abstillprozess Zeit, bis wir so weit sind.
Bubbles, so dick wie Elefantenhaut
So viele Bubbles es im Leben gibt, bei denen alles drumherum nichtig erscheint, so viele Bubbles gibt es auch, die voll mit Liebe und Superpower sind.
Da denke ich an Bubbles, die gefüllt sind mit Freund*innen und Familienmitgliedern, auf die wir uns immer verlassen können, die uns Kraft geben, wenn selbige uns gerade verlässt. Mit denen wir Neues erleben, das in Erinnerung bleibt und Momente, die wir auf ewig festhalten möchten. Diese Bubbles haben eine ganz dicke Elefantenhaut, die sich mit der Zeit aufbaut und die nur sehr schwer zum Platzen zu bringen ist. Oder die rosaroten Bubbles, in denen wir wie auf Wolken schweben, wenn wir verliebt sind und in denen sich das Leben so leicht anfühlt. Hach. Und da fällt mir gerade ein: Woher kommt der Trend mit den Wolkenschuhen und sollten wir uns alle dem Schuhtrend hingeben, damit sich der Alltag zumindest an den Füßen wieder ganz leicht anfühlt? Oder bleiben wir diesen Sommer barfuß im SAND? Zurück zum Thema :)
Stille statt ‘Fischflossenflipflops’
Es gibt auch Bubbles, die ich erst seit Pippas Geburt kenne: die Bubbles, in die ich quasi hineinkrieche, um einen Moment des Stillstands zu haben. Einen Moment oder auch gerne mal mehr als 30 Minuten für mich. Ich nenne sie Elternbubbles. Wie zum Beispiel, wenn ich noch allein im Auto sitze, die Musik, die ich hören möchte (nicht die ‘Flotte Motte’ oder ‘Fischflossenfliflops’) noch laut und die Tür noch geschlossen ist. Stillstand. Mein Smartphone in der Hand, auf dem ich dann noch herum daddel, bevor ich ins Haus gehe und der Alltag wieder ‘Hallo!’ sagt. Oder im Bad, wenn ich dort etwas länger als nötig verweile und durchatme. Eine weitere Elternbubble: Die Einschlafbegleitung – wenn Pippa schon schläft und ich auch kurz die Augen schließe, bevor ich zurück ins Wohnzimmer gehe. Ich würde behaupten, diese Bubbles sind zum Entschleunigen für uns Eltern da, weil sie oftmals selten sind und wir entscheiden, wann wir sie ganz ohne Vorwürfe platzen lassen.
Nun sitze ich hier, vier Sonntage später, am Esstisch und schreibe diesen Text auf, um auch für mich das Geschehene zu verarbeiten. Wenn ich nach oben schaue, spielen Hannes und Pippa im Garten im SAND. Für diesen Anblick bin ich so unendlich dankbar und genieße ihn sehr.
Champagne Kisses - ein Testbericht
Apropos Genießen: Wenn ich das Wort Bubbles höre, kommt mir auch immer der Song ‘Champagne Kisses’ von Jessie Ware in den Kopf. Und ich dachte mir, Lisa und ich nehmen das Thema des Newsletters zum Anlass, um für euch (und natürlich auch uns) ein paar alkoholfreie Bubbles zu testen. Natürlich passend auf dem Spielplatz, mit ganz viel SAND – und ja, wir haben den anderen großen und kleinen Besucher*innen mehrmals erklärt, dass alle Getränke alkoholfrei sind. Und natürlich muss man keine alkoholfreien Bubbles trinken, nur damit man das Alkoholgefühl hat.
Hier kommt unser Testbericht zum Durchklicken:
Unser Testsieger: die alkoholfreien Bubbles von Kolonne Null
Obwohl bei Robby Bubble die Kindheitserinnerungen wach werden, hat uns der Geschmack von Kolonne Null, obwohl am hochpreisigsten, am meisten überzeugt. Wir freuen uns schon auf den nächsten Test.
Damit auch der Spaß für die Kids nicht zu kurz kommt, habe ich für euch eine DIY-Anleitung für Seifenblasen getestet. Von denen gibt in Zukunft übrigens noch einige, denn ich liebe DIY-Projekte – bis auf kreative Brotdosen und Gemäldemahlzeiten, da mache ich nicht mit. Los geht’s!
DIY: Seifenblasen für eine Extraportion Unbeschwertheit
Das braucht ihr:
eine große Schüssel und einen Schneebesen
1 Liter kaltes Wasser
1 Teelöffel Backpulver
1/2 Teelöffel Guarkernmehl
50 ml grünes Spülmittel
Optional: 1/4 Teelöffel Kleisterpulver (deswegen kaltes Wasser, da sich der Kleister sonst nicht auflöst)
Und so geht es:
Gießt das kalte Wasser in eine große Schüssel.
Gebt zuerst das Guarkernmehl, das Backpulver und das Kleisterpulver (falls verwendet) hinzu und dann das Spülmittel.
Verrührt alles vorsichtig, sodass ihr keinen Schaum in der Schüssel habt. Nun füllt die Mischung in eine alte Seifenblasenpackung oder bastelt euch noch einen XXL-Seifenblasenstab aus Hölzern aus dem Wald, einer Schnur plus Unterlegscheibe wie zum Beispiel hier.
Eins, zwei, drei – fertig! Eure Seifenblasenlösung ist jetzt einsatzbereit. Wenn ihr wollt, könnt ihr euren DIY-Mix einige Stunden oder über Nacht stehen lassen, dann werden die Seifenblasen noch bubbliger.
Übrigens: Die beste Zeit für Seifenblasen ist bei einem bewölktem Himmel und hoher Luftfeuchtigkeit, denn direkte Sonneneinstrahlung lässt die Blasen schneller zerplatzen. Viel Spaß beim Ausprobieren!
Die nächsten SAND-Ausgaben
Wir hoffen, ihr konntet beim Lesen in diese emotionale SAND-Bubble eintauchen und Alltag und To-dos kurz draußen lassen.
Die kommende Ausgabe von SAND – Der Newsletter für Eltern erscheint in zwei Wochen. Lisa geht darin der Frage nach, wie man Kinder (und sich selbst) für Ableismus sensibilisiert und Inklusion in unserer Gesellschaft voranbringt.
In meinem nächsten Newsletter, der in vier Wochen erscheint, nehme ich euch mit auf meine siebenjährige Kinderwunschreise – mit allen Ups (10 %) und Downs (90 %). Ich würde mich freuen, wenn ihr auch eure Gedanken dazu mit mir teilen möchtet – egal aus welcher Perspektive und natürlich auch anonym. Ob als Mail an hello@allessand.de oder als private Nachricht bei Instagram. Und wenn ihr schon jetzt Fragen zum Thema habt, dann her damit und ich beantworte sie alle (bis auf medizinische) im Newsletter.
Wir waren mehrere Personen, die Hannes an dem Tag angefeuert und auch später gesucht haben. Da dieser Text meine Wahrnehmung wiedergibt, schreibe ich stets ‘ich’ statt ‘wir’.
Omg - was für ein Alptraum! Danke fürs Teilen ❤️
Eine aufregende Geschichte, die wunderschön geschrieben ist! Ich bin froh, dass am Ende alles gut gegangen ist.